Alternativlosigkeit existiert nicht

Alternativlosigkeit existiert nicht

Wer sagt, es gäbe keine Alternativen, dem fehlt es an Mut oder an kreativer Vorstellungskraft – oder an beidem.

Gerade in Krisenzeiten ist häufig davon die Rede, dass bestimmte Entscheidungen oder Entwicklungen „alternativlos“ seien. Spätestens seit Beginn der Wirtschafts- und Finanzkrise ist der Begriff „Alternativlosigkeit“ in aller Munde. Im Jahr 2010 wurde „alternativlos“ von der Gesellschaft für deutsche Sprache sogar zum Unwort des Jahres 2010 gekürt. Auch das englische Akronym „TINA“ („There Is No Alternative“), einst das Markenzeichen der früheren britischen Premierministerin Margaret Thatcher, erfreut sich häufiger Verwendung.Der Begriff „Alternativlosigkeit“ ist häufig ein Synonym für Perspektivlosigkeit und suggeriert, dass eine Umkehr von einem einmal eingeschlagenen Weg nicht möglich sei oder aber alle anderen Möglichkeiten immer noch schlechtere Ergebnisse nach sich zögen.

Alternativlosigkeit – ein Denkgefängnis

Für mich existiert „Alternativlosigkeit“ nicht. No such thing! Dies nicht aus Zweckoptimismus, sondern aus Erfahrung. Gäbe es keine Alternativen, stünde die ZukunftDie Zukunft ist ein vielschichtiges Konzept und weitaus komplexer als gemeinhin angenommen: "die Zukunft" als vor uns liegende Zeit existiert nicht. So bietet es sich an, von der Zukunft im Plural zu sprechen. Der Begriff "Zukünfte" impliziert eine gewisse Offenheit und einen Mangel an Vorherhsehba... More ja bereits fest und wir könnten nichts mehr selbst gestalten. Wenn wir uns aber in der Welt umsehen, stellen wir fest, dass die Zukunft nicht nur meist besser ist, als wir glauben, sondern dass es selbst in scheinbar ausweglosen Lagen fast immer Alternativen gibt – man muss sie nur finden oder eben welche schaffen. Erst dann hat man wirklich bewusst entschieden und gestaltet.

Es gibt zahlreiche Beispiele dafür, wie Unternehmen gerade in scheinbar hoffnungslosen Situationen einen Turnaround schaffen, auf die Erfolgsspur zurückkehren oder aber sich neu erfinden. Der wohl bekannteste Fall weltweit ist die Erfolgsgeschichte von Apple Inc. Vor der Rückkehr des Mitbegründers Steve Jobs sah die Zukunft von Apple düster aus; heute gehört das Unternehmen zu den erfolgreichsten der Welt. Exemplarisch dafür, wie ein vergangene Zeiten repräsentierendes Unternehmen innerhalb weniger Jahre zu einer angesagten Jugendmarke wird, steht auch Jägermeister. Unter Leitung von Dr. Hasso Kaempfe, von 2000 bis 2007 Vorstandsvorsitzender der Mast-Jägermeister AG, konnte das Image der Marke deutlich verjüngt und ein Turnaround sowie die Internationalisierung des Markenauftritts erreicht werden.

Wenn Du denkst, es geht nicht mehr …

Wie Traditionsmarken durch Innovationsfreude und Zukunftsorientierung jung und erfolgreich bleiben, zeigt auch Erdal aus dem Hause Werner & Mertz GmbH. Trotz übermächtiger und internationaler Konkurrenz behauptet sich der Mittelständler seit mittlerweile 111 Jahren, ohne dabei ausschließlich auf traditionelle Produkte zu setzen: Seit 1986 verkauft das Unternehmen in Ergänzung zum traditionsreichen roten Erdal-Frosch unter der Öko-Pioniermarke „Frosch“ umweltfreundliche Reinigungsmittel. Diese machen mittlerweile mehr als 60% des Gesamtumsatzes des Unternehmens aus.
Viele erfolgreiche Turnarounds haben eines gemeinsam: Häufig kommen die Anstöße zur Neupositionierung oder gar zum Aufbruch in neue Welten von denjenigen, die an Alternativen glauben. Die Gestalter dieser Turnarounds zeichnen sich durch Kreativität und Optimismus aus, was ihnen hilft, Alternativen zu sehen, wo sie vorher niemand sah. Und durch den Mut, sie konsequent zu verwirklichen. Nicht selten kommen sie von außen in die Organisation und in die Branche und befruchten sie mit frischen Ideen und Denkhaltungen. Nicht umsonst betont auch die von der Zeitschrift „impulse“ und der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft BDO verliehene Auszeichnung „Turnarounder des Jahres“ die Bedeutung ambitionierter Gestalter für die Entwicklung von Unternehmen am Scheideweg.

Chancensehen ist Arbeit, kein Zufall!

Gutes Zukunftsmanagement dient in erster Linie dazu, neue Chancen in Zukunftsmärkten zu identifizieren. Dabei geht es nicht darum, möglichst Revolutionäres anzustreben. Gleichzeitig reicht es aber auch nicht aus, lediglich Nachteile ausgleichen zu wollen. Zukunftschancen sind in der Regel sehr einfach und oft sogar so offensichtlich, dass man sich fragt, warum sie nicht schon früher erkannt wurden. Niemand muss hierfür die Welt neu erfinden, sie bietet schon jetzt viele Chancen, die nur darauf warten, zur richtigen Zeit am richtigen Ort genutzt zu werden.

Wer sagt, es gäbe keine Alternativen, dem fehlt es an Mut oder an kreativer Vorstellungskraft – oder an beidem.