Steak

Wenn Ihr Steak keinen Mord erfordert

Für ein Stück Fleisch auf dem Teller pflügen wir die halbe Welt um und unterwerfen sie einem perfekt durchorganisierten industriellen Plan.

Und so sieht diese Welt dann auch aus

Wir holzen Wälder ab und errichten Monokulturen, um für fleischproduzierende Tiere Platz und Futter zu schaffen. Und um die Fleischversorgung zu sichern, verschaffen wir unzähligen von uns gezüchteten Geschöpfen ein begrenzt erfülltes Tierleben.

Gut, wir könnten vegan leben. Ein Fleischesser braucht schließlich zwanzigmal so viel Landwirtschaftsfläche wie ein Veganer. Aber wer von uns möchte schon in einer Gesellschaft leben, in der Menschen vorgeschrieben wird, was sie zu essen haben und was nicht?

Wir Menschen haben im Laufe unserer Entwicklungen schon viele Umwege durch Abkürzungen ersetzt. Und die Chancen stehen nicht schlecht, dass uns das in ZukunftDie Zukunft ist ein vielschichtiges Konzept und weitaus komplexer als gemeinhin angenommen: "die Zukunft" als vor uns liegende Zeit existiert nicht. So bietet es sich an, von der Zukunft im Plural zu sprechen. Der Begriff "Zukünfte" impliziert eine gewisse Offenheit und einen Mangel an Vorherhsehba... More auch bei der Fleischproduktion gelingen könnte. Es erscheint vorstellbar, Fleisch herzustellen, ohne dabei den Umweg über Tiere und den damit zusammenhängenden großflächigen agrarindustriellen Komplex gehen zu müssen. Für Tiere und Umwelt könnte dies zu einer enormen Entlastung führen. Dabei könnte uns eine Technologie helfen, die insbesondere bei vielen Menschen mit einem hohen Umweltbewusstsein heute noch einen so negativen Ruf hat: die moderne Biotechnologie.

„Ein Stammzellschnitzel bitte“

Im Jahr 2010 ist es holländischen Wissenschaftlern erstmals gelungen, aus Stammzellen eine größere Menge Muskelgewebe zu züchten. An drei Universitäten arbeitete eine Forschergruppe um den Biochemiker Henk Haagsman über vier Jahre an der Entwicklung von Fleisch aus dem Labor, In-Vitro-Fleisch genannt. Mittlerweile liegen die ersten Ergebnisse vor. Sie lassen auf einen Durchbruch hoffen. „Die Zellen, die wir bis jetzt gezüchtet haben, machen zwar noch kein Steak“, sagt Bernard Roelen, Zell-Biologe an der Universität Utrecht, „aber wir sind uns jetzt sicher, dass es grundsätzlich möglich ist, Fleisch künstlich wachsen zu lassen und sehen sehr viel Entwicklungspotenzial in dieser Technologie.“

Die Herausforderung bei dieser neuartigen Fleischproduktion besteht darin, dass das Muskelgewebe, aus dem Fleisch zusammen mit Fettgewebe besteht, nur durch Bewegungen eine ausreichend harte Konsistenz erreicht. Da geht es der Kuh wie dem Menschen und wie dem In-Vitro-Muskelgewebe. Muskeltraining ist nötig. Wie kann man dem In-Vitro-Gewebe im Labor zum nötigen Training verhelfen? Bislang funktioniert das noch mechanisch oder über kleine Stromstöße, die das Gewebe zur Kontraktion veranlassen. Da beides aber energieaufwändig ist, versuchen Forscher eine Möglichkeit zu finden, die Muskeln dazu anzuregen, sich selbst zu trainieren, etwa durch hormonelle Prozesse.

Bis wir also den ersten Stammzellen-Burger bestellen können, wird es noch einige Zeit dauern. Aber mit der Vorstellung, dass unser Steak der Zukunft zwar nie an der frischen Luft gewesen ist, dafür aber auch nie Bestandteil eines für unseren Genuss getöteten Lebewesens war, sollten wir uns langsam anfreunden.