Rohstoff

Wird CO₂ das neue Öl?

CO₂ ist eine BedrohungEine Bedrohung ist eine passiv erlebte Umfeldveränderung, von der eine Gefährdung einer derzeitigen Position ausgeht. In der Chancen-Entwicklung (grüne Zukunftsbrille) werden Bedrohungen in Chancen transformiert. Eine Bedrohung ist von einem Risiko abzugrenzen. Ein Risiko liegt vor, wenn etwas ak... More für das Weltklima – zumindest zu viel davon. Doch immer mehr Unternehmen denken über Kohlenstoffdioxid als Rohstoffquelle nach. CO₂ könnte sich in den nächsten Jahren zu einer wertvollen Ressource für industrielle Produktionsprozesse entwickeln und in einigen Jahrzehnten sogar Rohöl überflüssig machen. Der im CO₂ enthaltene Kohlenstoff ist die Grundlage für Benzin, Kerosin, Kunststoff und Chemikalien. Warum weiter fossile Energieträger fördern, wenn der bereits reichlich vorhandene 'neue' Superrohstoff recycelt werden kann?

Evonik und Siemens haben ein Forschungsprojekt gestartet, bei dem CO₂ und Wasser mit Hilfe von erneuerbarer Energie und Bakterien in Basischemikalien verwandelt werden. Diese werden dann zum Beispiel zu Spezialchemieprodukten oder Nahrungsergänzungsmitteln weiterverarbeitet. Denkbar ist auch eine Herstellung von Treibstoffen.

Covestro ersetzt Öl mittlerweile zu mehr als 20 Prozent durch CO₂. So entstehen auf Basis von Kohlendioxid Weichschäume für Polster und Matratzen. Zusätzlich werden mit dem CO₂ elastische Fasern für die Textilindustrie gefertigt. Auch als Bindemittel für Sportböden kommt es zum Einsatz.

Das schweizerische Unternehmen Climeworks filtert CO₂ direkt aus der Umgebungsluft (Carbon Dioxide Air Capture-Technologie). Anschließend wird es mit Wasserstoff, der mit erneuerbarer Energie aus Photovoltaik produziert wird, methanisiert und verflüssigt. Mit dem Methan werden Erdgas-LKWs betankt. Auch die isländische Firma Carbon Recycling stellt Methanol aus Wasserstoff und CO₂ her.

CO₂ könnte in ZukunftDie Zukunft ist ein vielschichtiges Konzept und weitaus komplexer als gemeinhin angenommen: "die Zukunft" als vor uns liegende Zeit existiert nicht. So bietet es sich an, von der Zukunft im Plural zu sprechen. Der Begriff "Zukünfte" impliziert eine gewisse Offenheit und einen Mangel an Vorherhsehba... More sogar eine klimaneutrale Förderung von Erdöl ermöglichen. Forscher der kanadischen Firma Carbon Engineering entwickeln eine Anlage, die aus der Luft gefiltertes CO₂ unter Tage injiziert, um auf diesem Wege Erdöl zu fördern. Ein nachhaltiger Kohlenstoffkreislauf würde entstehen, bei dem der CO₂-Ausstoß nicht weiter zunimmt. Der Luft oder Industrieabgasen entzogenes Kohlendioxid lässt sich auch in Baustoffen, zum Beispiel Beton, speichern.

Alle diese Beispiele sind Signale dafür, dass Wissenschaftler und Unternehmen mit Hochdruck daran arbeiten, Lösungen für die Bedrohungen des Klimawandels zu finden und Treibhausgasemissionen zu reduzieren. Bei jedem einzelnen Verfahren muss eine Lebenszyklusanalyse erfolgen, um versteckte Treibhausgasemissionen auszuschließen. Um Kohlendioxid chemisch nutzbar zu machen, werden große Mengen an Energie benötigt. Diese muss, damit das Ganze nachhaltig ist, aus regenerativen Quellen stammen. Nutzt man dafür überschüssige regenerative Energie, geht diese nicht verloren, sondern wird – nur in anderer Form – für eine spätere Nutzung gespeichert.

Wissenschaftler haben übrigens kürzlich ein Verfahren vorgestellt, bei dem Nanopartikel (sogenannte 'Nanozyme') eine weniger energieintensive elektrochemische Reduktion von Kohlendioxid ermöglichen, also die Umwandlung von CO₂ in wertvolle Grundstoffe, wie zum Beispiel Ethanol und Propanol.

Eine auf regenerativen Energien basierende Energiewende als wirksames Instrument zur Bekämpfung des Klimawandels könnte mit einer nachhaltigen Nutzung regenerativer Kohlenstoff-basierter Brennstoffe Hand in Hand gehen.

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